American Forces Network

Der mit Abstand populärste AFN-Sender war AFN Berlin. Am 17. Juli 1945 trafen ein paar US Soldaten mit ihrem Jeep in Berlin ein. Ihr Befehl lautete, innerhalb von 17 Tagen eine Radiostation einzurichten. Schon bald folgten zwei 2,5 Tonner mit einer fahrbaren Sendeanlage, die in unmittelbarer Nähe des Gebäudes parkten, in dem der Neue Sender untergebracht sein würde. Ein 250 Watt-Sender strahlte ein Rundfunkprogramm aus, das jedoch nur im Umkreis von etwas über drei Kilometer empfangen werden konnte.
AFN Berlin zog schon bald in eine beschlagnahmte 27 Zimmer Villa in der Pobielskiallee 28 in Dahlem um, eine vornehme Gegend von Berlin. Die Villa hatte Hitlers Außenminister Joachim Ribbentrop gehört, der nach dem Nürnberger Kriegsverbrecherprozess hingerichtet wurde. Die Ausrüstung, mit der die Station ihre Arbeit aufnahm, war primitiv. Die Antenne bestand aus zwei zwischen zwei Bäumen gespannten Drähten. AFN Berlin begann den Sendebetrieb mit dem Lied „Der Führer’s Face“, einem höchst unschmeichelhaften Gruß an Hitler von Spike Jones und den City Slickers. Das deutsche Publikum merkte spätestens jetzt, dass die „Yankees“ in der Stadt waren. Der folgende Titel war George Gershwins „Rhapsody in Blue“. Während der Berliner Luftbrücke 1948/49 sendete AFN rund um die Uhr, ein Angebot, das von den Piloten dankbar angenommen wurde. Programmdirektor Bill Fitzgerald sagte dazu: „Während der Luftbrücke hörten noch mehr Menschen AFN als sonst, viele von ihnen rund um die Uhr, nicht nur die Piloten, sondern auch das Bodenpersonal, das am Flughafen Tempelhof Tag und Nacht im Einsatz war“. AFN half den Piloten, bei den Nachtflügen wach zu bleiben und von ihrer Flugroute durch die schmalen Luftkorridore nicht abzuweichen. Unter den vielen beliebten Sendungen, die AFN Berlin produzierte, war John Reinemunds »Magic Carpet«, in der die verschiedenen Bezirke Berlins durch bekannte deutsche Lieder vorgestellt wurden. Spezialist 4 Milt Fullerton (1,98 Meter) und Spezialist 5 Dan Edds (1,68 Meter) taten sich für die Sendung »Tall ’n’ Tiny« zusammen. Andere populäre Shows waren »Melody Go Round«, »American Music Hall« und »Town Hall Meeting«. AFN Berlin. Studios in der Saargemünder Straße 28 (1967-1994) Während des Mauerbaus 1961 und der Konfrontation von sowjetischen und amerikanischen Panzern am Checkpoint Charly, war AFN Berlin „live vor Ort“ . Glücklicherweise verlief diese Krise friedlich. Im Juni 1963 besuchte US Präsident John F. Kennedy Berlin und AFN nahm dessen berühmten Worte „Ich bin ein Berliner“ auf. Die Rolle, die AFN Berlin im Falle eines Angriffs auf Berlin übernehmen sollte, wurde in den Notfallplänen der US Army Berlin Brigade im Einzelnen aufgeführt. In einer Krisensituation hätten die AFN Studios den Sendebetrieb aufrechterhalten. 1962 war AFN Berlin der erste AFN Sender, der durchgängig 24 Stunden am Tag sendete, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass viele Militärangehörige Spät- und Nachtdienst leisteten, aber auch auf die Tatsache, dass Radio Moskau begonnen hatte, die AFN Frequenz in den späten Abendstunden für sowjetische Propagandazwecke zu nutzen. Der Radiosender konnte auf der Mittelwelle 935 kHz und auf UKW 87,85 MHz gehört werden. Angesichts des sich bereits ab zeichnenden Siegeszugs des Fernsehens brauchte AFN ein noch größeres Sendehaus. Man verlegte die Senderäume in ein ehemaliges Army Post Office in der Saargemünder Straße 24, eben falls in Dahlem. Der Sendebetrieb wurde dort am 18. August 1969 aufgenommen. Viele Prominente besuchten AFN Berlin über die Jahre hinweg, darunter solche Größen wie Louis Armstrong, Les Brown, Benny Goodman, Bob Hope, Kurt Jürgens, Elke Sommer, Connie Stevens und Gregory Peck, um nur einige zu nennen. Während seines Besuchs im Jahre 1961 sagte Charlton Heston, dass er es nicht versteht, wie ein Staat sein Volk einzäunen oder einmauern könne. AFN interviewte auch jeden US Präsidenten, der die Stadt besuchte, darunter John F. Kennedy, Richard Nixon, Jimmy Carter und Ronald Reagan. Es war Reagan, der in einer Rede am Brandenburger Tor am 12. Juni 1987 ausrief: „Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“ Wie immer war AFN dabei, um darüber zu berichten. Am Ende des Kalten Krieges machte AFN Berlin Radiogeschichte, und das nicht nur wegen der Berichte über „die ersten Momente, in denen die Mauer zu bröckeln begann“. AFN Berlin war auch der erste AFRTS Sender, der „live“ aus einem ehemaligen Ostblockland sendete. Der Bürgermeister von Neubrandenburg lud den Kommandeur der Berlin Brigade zu einem Wochenende der deutsch-amerikanischen Freundschaft ein. Im Gegenzug brachte AFN im März 1993 eine Live-Übertragung aus dem Stadtzentrum von Neubrandenburg. Nach dem Fall der Mauer wuchs die Gewissheit, dass die Präsenz der in Berlin stationierten Streitkräfte der Siegermächte nicht länger erforderlich sein würde. Am Freitag, den 15. Juli 1994, um 13.00 Uhr, ging die letzte Sendung von AFN Berlin über den Äther. Am selben Tag stellte auch der britische Militärsender BFBS den Betrieb ein. Alle AFN Stationen übertrugen die dreistündige Abschiedssendung aus Berlin, in der Greg Foss, der Leiter des Senders, ehemalige und jetzige Mitarbeiter interviewte, darunter Mark White, der von 1950 bis 1988 Programmdirektor gewesen war und noch heute in Berlin lebt. Obwohl alle Beteiligten gehofft hatten, die letzte Sendung aus dem Funkhaus zu senden, ließ Greg Foss ein provisorisches Studio vor der Tür errichten. Die Sendung ging zu Herzen, nicht zuletzt wegen der zahlreichen deutschen Zuhörer, die anrief en. Bis Anfang September strahlte AFN in Berlin noch das Programm aus Frankfurt aus, dann wurde der Sendebetrieb endgültig eingestellt. Roy Morringello, der Verwalter, kümmerte sich um den Verbleib der technischen Ausrüstung und schaltete bei AFN Berlin buchstäblich die Lichter aus.